Denkansätze in die Breite bringen

21.03.2023
1/2023

Er glaubt, dass die Landschaft der Pfalz, wo er aufgewachsen ist, sein Denken geprägt hat. Freiheit ist ihm wichtig, und so definiert er gute Führung als die Ermächtigung zur eigenen Entfaltung: Ingenieur Stefan Berner beschäftigt sich beruflich auch mit Kreislaufwirtschaft. 

Was macht dich aus?

Ich bin in vielem gut und in wenigem ausgesprochen gut. Wissen, das ich benötige oder das mich interessiert, eigne ich mir gerne an. Das macht mich zu einem klassischen Allrounder mit vielen breit gefächerten Interessen und manchmal unerwarteten Lücken, aber auch ebensolchen Kenntnissen und Erfahrungen. Dies gilt für das Zwischenmenschliche sowie für Fachliches.

In welchen Lebensbereichen ist Kreislauf für dich am wichtigsten?

Beruflich beschäftigen wir uns im Nachhaltigen Bauen zunehmend mit der Kreislaufwirtschaft. Insbesondere damit, die entsprechenden Denk- und Planungsansätze in die Breite und in jedes Projekt zu bringen. Im familiären Umfeld sehe ich das Wiederkehrende über Generationen als einen ebenso spannenden Ansatz. Ehrlicherweise besinnen wir uns in vielen Bereichen auf Wissen zurück, das unsere Vorfahren selbstverständlicherweise (noch) hatten. Dies lassen wir nun unter den Einflüssen der aktuellen Zeit wieder aufleben und wenden es neu an. Das finde ich gleichermassen spannend und wichtig.

Wo kommst du her?

Ich bin in der Pfalz, einer sehr ländlichen Weinbauregion in Deutschland, aufgewachsen. Die Landschaft ist geprägt von Reben und Weite, mit Blick von den Hängen bis ins Rheintal. Die Menschen sind sehr offen, direkt und gesellig. Ich habe von dort aus als Sohn eines Mathematiklehrers einen klassischen Weg über ein naturwissenschaftliches Gymnasium und ein Ingenieurstudium beschritten.

Wie und in welchen Themen hat dich das geprägt?

Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch und glaube, dass die Landschaft meiner Kindheit hierzu einen Teil beigetragen hat. Zudem habe ich einiges über zwischenmenschlichen Umgang mitbekommen, was mir aber erst später bewusst wurde. Die naturwissenschaftliche Prägung meines akademischen Werdegangs hat mich diesbezüglich im Nachhinein fast etwas eingeschränkt. Menschen sind im mathematischen Sinn schlecht berechenbar.

Was macht für dich gute Führung aus?

Die Frage aller Fragen. Ich denke, gute Führung bedeutet für jeden im Konkreten etwas anderes. Ich habe immer viel Freiheit gebraucht und schätze dies heute mehr denn je. Das ist aber sicher nicht für jeden so. Insofern ist gute Führung die Lenkung und Begleitung, die sich an den Fähigkeiten, Bedürfnissen und der jeweiligen Aktualität der Menschen orientiert und diese im Sinne der vorherrschenden Rahmenbedingungen befähigt, sich selbst oder teilweise selbst zu entfalten. Der wichtigste Punkt hierbei ist stets das gegenseitige Vertrauen.

Bei welcher Gelegenheit hast du am meisten gelernt?

Ich habe gesundheitlich zwei einschneidende Erlebnisse und Perioden durchlebt, die mich sehr geprägt haben. Ich habe in dieser Zeit sehr viel über mich selbst und das Leben gelernt. Echte Demut und tiefe Dankbarkeit zu empfinden, waren hieraus die grössten und wichtigsten Erkenntnisse. Dies gibt mir heute sehr viel innere Stabilität, auf die ich nicht verzichten möchte. Ohne diese Stärke und die Erfahrungen, gepaart mit genannter Demut und Dankbarkeit, wage ich zu behaupten, dass ich in vielen Situationen verloren gewesen wäre.

Wie kannst du andern am besten helfen?

Das ist sehr unterschiedlich. Ebenso wie gute Führung orientiert sich das Helfen immer auch am Gegenüber. Ziel soll sein, mittels aktivem Zuhören in ein Gespräch zu treten, bei dem Fragen und Unklarheiten offen und transparent beantwortet werden können. Ist die grundsätzliche Bereitschaft vorhanden, sich helfen zu lassen, können gezielte Fragestellungen helfen, herauszufinden, ob ein Ratschlag oder auch die Mithilfe gerade gefragt sind und angenommen werden können. Zum Helfen gehört ebenso, Sicherheiten zu geben und ehrlich zu sein, auch dann, wenn ich nicht immer direkt helfen kann.

Wo siehst du deinen grössten Impact auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft oder -gesellschaft?

Sicher habe ich beruflich im Bereich der Nachhaltigkeitsberatung am Bau den grössten Impact. Da dies allerdings eine gesellschaftliche Aufgabe ist, geht es darum, sich auch im Privaten stets zu fragen, was man noch verbessern kann. Als Elternteil scheint es mir sehr wichtig, den Kindern Mut und Zuversicht mitzugeben, aber auch zu akzeptieren, dass sie die Dinge nochmals anders und konsequenter sehen. In dieser Konsequenz, die sich aktuell mancherorts zeigt, liegt letztlich die grösste Chance für die Zukunft.

Dipl.-Ing. TH / SIA Stefan Berner
Geschäftsleiter Partner / VR
Gartenmann Engineering