«Meine Mitarbeitenden sollen sich frei, aber getragen fühlen»

05.12.2022
4/2022

Seine Verantwortung ist die Hege und Pflege eines 600 Jahre alten Produkts. Mit diesem Produkt verbinde ihn, dass auch er einen einzigartigen und sehr direkten Charakter habe, sagt Romain Castella. Er lebt heute wieder dort, wo er aufgewachsen ist.

Romain Castella
Geschäftsführer
Dachverband Vacherin Fribourgeois

Was macht dich besonders?

Das ist eine schwierige Einstiegsfrage, aber ich würde sagen, dass das Produkt, das ich jeden Tag verteidige, sehr einzigartig ist. Und wie dieses Produkt bin ich authentisch und habe einen sehr offenen Charakter. Und für mein Umfeld bin ich oft der Pragmatiker am Tisch.

Was bedeutet es heute, Verantwortungsbewusstsein zu haben?

Ich denke, dies hängt sehr stark von der Art der Verantwortung ab, die man trägt. Für mich und mein Team bedeutet es, sich bewusst zu sein, dass die 1000 Mitglieder unseres Branchenverbands auf uns zählen. Zudem wachen wir über die Qualität und das Image eines Produkts, des Vacherin Fribourgeois AOP, das über 600 Jahre alt ist.

Verantwortungsbewusstsein bedeutet, sich unsere Aufgabe im Interesse eines Kollegiums zu Herzen zu nehmen.

Woher kommst du?

Vom Land, genauer gesagt von den Ufern des Intyamon im Greyerzerland. Als Kind habe ich viel Zeit mit meinen Eltern und meinen Grosseltern verbracht, die Bauern waren – und mit meinem Grosspapa, einem Metzger. Die Arbeit stand weit vor der Freizeit, manchmal sogar vor der Schule. Heute lebe ich mit meiner Frau und unseren drei Kindern wieder in diesem Tal. In geringerem Masse versuche ich, ihnen beizubringen, dass man sich anstrengen muss, um belohnt zu werden.

Inwieweit hat dich das beeinflusst?

Ich muss sagen, dass mein gesamter beruflicher Werdegang stark von meinen Wurzeln beeinflusst wurde. Zunächst habe ich mich mit einem EFZ als Landwirt und dem 2005 erworbenen Patent als Agro-Kaufmann weitergebildet. Anschliessend engagierte ich mich für zahlreiche landwirtschaftliche Organisationen. Bevor ich die Leitung des IPVF übernommen hatte, hatte ich auch neun Jahre lang Terroir Fribourg geleitet.

Wie delegierst du Verantwortung?

Erstens einmal, indem ich feststelle, wer in unserem Team Verantwortung übernehmen kann oder soll. Zweitens schenke ich meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr grosses Vertrauen. Selbstständigkeit und Eigeninitiative sind Eigenschaften, die für mich von grossem Wert sind. Ich trage die Verantwortung immer gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen; sie sollen sich frei, aber getragen fühlen.

Bei welcher Gelegenheit hast du am meisten von anderen gelernt?

An der Seite von Menschen, die viel erfahrener sind als ich, war das oft der Fall in Ausschüssen, Verwaltungsräten und in der Politik. Wir haben einen Präsidenten, für den ich arbeiten durfte und dem ich sehr viel zu verdanken habe.

Wie kannst du anderen am besten helfen?

Mit dem Zuhören und dem Einfühlungsvermögen, das jede Situation erfordert. Idealerweise, indem man sich in die Lage der anderen versetzt. Oft fehlt es jedoch an der Bereitschaft, und die braucht man, um zu helfen.

Was lässt dich an die Zukunft glauben?

Ich persönlich freue mich immer auf morgen. Morgen werden Sie Ihre Kinder aufwachsen sehen. Morgen wird ein Projekt Gestalt annehmen oder abgeschlossen werden. Der morgige Tag wird Ihnen eine Reihe von Überraschungen bringen, manchmal gute, manchmal schlechte. Als Produzent sind Sie gezwungen, an die Zukunft zu glauben. Was Sie heute säen, können Sie nur in der Zukunft anbauen! So viel zu meiner pragmatischen Seite.