Privilegien verpflichten dazu, kein «Bünzli» zu sein

26.09.2023
3/2023

Er will nicht nur Vorbild, sondern in seinen verschiedenen Rollen möglichst gut sein. Dabei ist Adrian Lohri noch immer auf der Suche nach den Kriterien für gute Führung – und auch nach denen, die einen guten Vater ausmachen. Und er lässt sich dabei von allen Mitmenschen inspirieren. 

Was macht dich aus?

Eine ausgeprägt optimistische Lebenseinstellung. Das geht manchen Mitmenschen auf den

Geist. Aber ich werde besser in der Dosierung.

Wer sind deine persönlichen Vorbilder?

Unzählige Mitmenschen. Und sie haben mich stärker geprägt als jede Schule. Früher waren es

einzelne Fussballer der WM von 1986 in Mexiko, oder vielmehr deren Panini-Bildli. Ich habe mich

glücklicherweise weiterentwickelt. Die Glorifizierung ist der Erkenntnis gewichen, dass ich

von jedem Menschen etwas lernen kann. Meine wichtigsten Influencer*innen sind heute meine

Familie, meine Freunde und Mentoren, Arbeitskollegen, neugierige Kinder, alte Menschen und so weiter.

Wo kommst du her?

Ich bin mit drei Geschwistern in einem lebhaften Quartier in der Zentralschweiz aufgewachsen.

Umgeben von Wäldern, Bergen und dem schönsten See der Schweiz. Mein Vater war ein guter

Instrumentenbauer und baute ein erfolgreiches Musikhaus auf (Lohri in Luzern). Ich lernte

ebenfalls den Beruf des Instrumentenbauers und wuchs mit und in der Blasmusikszene auf.

Wie und in welchen Themen hat dich das geprägt?

1. Der Schweizer Pass ist ein unglaubliches Privileg, das ich erhielt, ohne etwas dafür getan zu

haben. Dafür bin ich dankbar. Ich wünsche mir, dass dieses Mass an existenzieller Sicherheit

mehr Menschen vergönnt ist. Ich fühle mit diesem «Vorteil» eine Verpflichtung, kein «Bünzli» zu

werden, denn der «Bünzli» denkt, das alles sei normal und stehe ihm zu. Der Austausch mit

Menschen aus anderen Kulturen kann dagegen helfen.

2. Betreffend Unternehmertum prägte uns unser Vater. Seine Arbeit erfüllte ihn.

3. Einen Wochentag reserviere ich, um zu lesen, spazieren zu gehen und Gespräche zu führen.

Was macht für dich gute Führung aus?

Das habe ich noch nicht ganz herausgefunden, ähnlich wie beim Vatersein. Ich denke, es hat mit

einer gesunden Selbstwahrnehmung, mit Mut und einem Glauben an eine gute Zukunft zu tun.

Ich bin neugierig, mich diesbezüglich weiterzuentwickeln.

Bei welcher Gelegenheit hast du am meisten gelernt?

Definitiv, als ich meine Komfortzone verliess! Gerade kürzlich hatte ich eine persönliche

Krise, die das Beste UND das Schlechteste in mir zutage brachte. Das war wieder einmal eine

brutale und gesunde Erfahrung. Brutal, weil ich mich unsicher, verletzlich und alleine fühlte.

Gesund, weil ich realisierte, dass ich potenziell vor einer tollen Entwicklungsstufe stehe.

Das Zweite gab mir die Energie, das Tief zu überwinden.

Wie kannst du andern am besten helfen?

Indem ich für mein Gegenüber da bin und aktiv zuhöre, sodass sich die Person auch tatsächlich

wahrgenommen fühlt. Ich übe das bewusst und möchte darin noch deutlich besser werden.

Leider rutschen mir noch zu viele Ratschläge raus.

Wie bewusst versuchst du, ein Vorbild zu sein?

Sehr bewusst. Mir ist es wichtig zu versuchen, ein guter Ehemann, ein guter Vater, ein guter

Sohn, ein guter Freund und eine gute Führungsperson zu sein. Der echte, tägliche Versuch,

immer und immer wieder, muss genügen aus meiner Sicht. Ich tue es nicht für die anderen,

sondern für mich.

Adrian Lohri
CEO Geschäftsleitung
Musik Hug Gruppe