So verdienen Sie Vertrauen

03.03.2022
1/2022

Vertrauen wird nicht geschenkt, sondern verdient. Und ein einziges Mal missbraucht, kann dies das über lange Zeit aufgebaute Verhältnis zerstören. Diese zehn Punkte helfen Ihnen, Vertrauen zu gewinnen – und zu halten.

Gerald Massini
www.gmcoaching-mwu.de
Coach und Consultant

Gelingende Führung hat ein gutes Stück mit gegenseitigem Vertrauen zu tun. Als Führungskraft haben Sie es direkt in der Hand: Gehen Sie davon aus, dass Mitarbeitende Ihnen zunächst misstrauen – oder Sie zumindest sehr genau beobachten. Und selbst ein Vertrauensvorschuss ist leicht verspielt.

Mitarbeitende nehmen sehr genau wahr, was Führungskräfte sagen und was sie tun. Deckt sich Ihr Reden mit dem Handeln, oder ist da eine Diskrepanz? Wie viel fordern Sie von den Mitarbeitenden – und wie viel von sich selbst? Können Mitarbeitende Sie als Vorbild nehmen? Sind Ihre Haltung, Ihr Reden und Ihr Handeln ethisch korrekt? Leben Sie Klarheit? Erklären Sie Hintergründe, oder fordern Sie nur? Wissen Sie alles besser, oder erlauben Sie Mitarbeitenden auch besser zu sein? Schenken Sie allen Menschen, unabhängig von deren einzelnen Ausprägungen, die gleiche Wertschätzung? Können Sie Mensch und Verhalten trennen? Und wie viele «Ausnahmen» auf Ihrem Vertrauensweg erlauben Sie sich?

Diese zehn Punkte helfen Ihnen, sich Vertrauen zu verdienen: 

Glaubwürdig sein. Seien Sie stets achtsam, dass Ihr Reden und Ihr Tun im Gleichklang sind. Das wohl bekannte Bild vom «Wasser predigen und selbst Wein trinken» zeigt die Gefahr. Und bleiben Sie ehrlich. Wer einmal lügt …

Verlässlich sein. Stehen Sie zu dem, was vereinbart ist. Auch Gesprochenes muss gelten. Und wenn es Veränderungen gibt, braucht es nachvollziehbare Begründungen und neue Vereinbarungen. 

Augenhöhe leben. Bleiben Sie stets auf Augenhöhe mit Ihren Mitarbeitenden. Diesen ist durchaus bewusst, dass Sie Führungskraft sind. Und verzichten Sie auf Selbstdarstellung oder persönliche Vorteile. Diese sind nichts wert gegen den Vertrauensverlust, den sie kosten.

Zuhören und ernst nehmen. Hören Sie zu, lassen Sie andere ausreden, und würdigen Sie die Inhalte ihrer Aussagen. Zeigen Sie, dass Sie Dinge davon umsetzen, und wenn nicht, erklären Sie warum. 

Qualität der Beziehung beachten. Die Qualität der Beziehung zeigt sich in der menschlichen Komponente, nicht in der Arbeitsfunktion. Sie macht sich z. B. fest am Zuhören, Sich-für-sein-Gegenüber-Interessieren, an den Redeanteilen, am Respekt, Lob, Keine-Störung-im-Gespräch-Zulassen, an der Aufmerksamkeit, Wärme und Wertschätzung.

Arroganz vermeiden. Wer andere nicht als gleichwertig behandelt, hat auch kein Vertrauen verdient. In dem Moment, wo Sie sich über andere erheben, erhält das Vertrauen schädliche Gegenspieler wie Druck, Angst, Abhängigkeit, Abwehr, inneren Rückzug.

Egoismen weglassen. Bleiben Sie stets Mannschaftsspieler. Holen Sie alle Beteiligten ab, bevor Sie entscheiden. Begründen Sie Entscheidungen mit Hintergründen, sodass Ihr Umfeld die Begründungen zumindest nachvollziehen kann. Denn wenn Ihr Umfeld Entscheidungen mittragen soll, vor allem ungeliebte, muss es zumindest das Warum dazu kennen und verstehen.

Vertrauen schenken. Geben Sie als Führungskraft Ihren Mitarbeitenden Vertrauensvorschuss. Äussern Sie klar Ihre Erwartungen, und benennen Sie dann Ihr Vertrauen in die Abarbeitung. Gestehen Sie Mitarbeitenden ihre Eigenständigkeit zu. Eine Würdigung des Ergebnisses nicht vergessen – direkt und vor Dritten. Gute Führungskräfte erkennt man daran, dass es auch funktioniert, wenn sie nicht da sind.  

Fehler zu- und eingestehen können. Sich selbst und anderen. Bei Fehlern zählt nicht die Frage der Schuldigkeit. Die wenigsten machen Fehler mit Absicht. Legen Sie Gewicht auf die Frage: Was lernen wir daraus? Dies wird zur Vertrauensbildung beitragen. Und: Bitten Sie für eigene Fehler um Entschuldigung. 

Klarheit und Wertschätzung leben. Sehen Sie immer den Menschen – und nicht den Faktor Arbeit im Vordergrund. Denn Menschen machen den Unterschied!

Vertrauen kann missbraucht werden. Egal von welcher Seite. Und ein Vertrauensmissbrauch kann die ganze Vertrauensaufbauarbeit zunichtemachen. Das muss aber nicht das Ende einer Vertrauensbeziehung sein: Dazu muss dieser aber geklärt werden. Nicht im Vorwurf, sondern im vertraulichen Dialog – ohne Dritte. Deshalb: Sprechen Sie das Problem offen an, benennen Sie das Erlebte sachlich (was und wie Sie es erlebt haben), schaffen Sie Klarheit, und drücken Sie Wertschätzung aus. So kann auch ein Fehlverhalten gut aufgearbeitet und bestenfalls Wiederholung vermieden werden.

Weiterführende Denkanstösse finden sich im Essential «Klarheit und Wertschätzung in der Führung», Gerald Massini, Springer Verlag, ISBN: 978-3-658-23352-5