Verantwortlich – oder verantwortungsvoll?

05.12.2022
4/2022

Liebe Leserin, lieber Leser

Was bedeutet der Begriff «Verantwortung» für Sie? Auch wenn der mittelalterliche Begriff vom Verb «verantwürten» stammt und nichts anderes meinte, als vor Gericht Rede und Antwort zu stehen, ist er heute vollbeladen mit Bedeutungen, die – zum Glück – weit über die Frage der Schuldzuweisung hinausgehen.

Nehmen Sie die in Zeiten globaler Problemstellungen arg strapazierte Forderung nach «Selbstverantwortung» wahr, die letztlich meist aus den Kreisen stammt, die damit ihren Mangel an Führung trotz entsprechendem Anspruch zu kaschieren suchen: Dabei geht es nicht um eine Haftungsabsicherung, sondern um die Verpflichtung jedes Individuums, sein Handeln auf mehr als nur auf das eigene Wohl auszurichten.

Verantwortung in einer Rolle und im Hinblick auf eine Aufgabe und deren optimale Erfüllung: Dies fordert der amerikanische Leadership-Vordenker Patrick Lencioni in seinen «5 Dysfunktionen eines Teams» (die wir zum Thema des LEADER 2022 genommen haben). Bei der Teamführung geht es demnach nicht darum, vorab Sündenböcke zu benennen. Es geht darum, aus den richtigen Motiven heraus Risiken einzugehen und dafür geradezustehen.

Welches die «richtigen» Motive sind, ist eine persönliche Frage, der Lencioni in seinem neuen Buch «The Motive» nachgeht. Eines ist das Streben nach Belohnung, sagt er, und es ist nicht falsch – solange es nicht das einzige ist.

Eine Organisation (oder eine Gesellschaft oder eine Zivilisation) kann aber nur wirkliche Fortschritte erzielen, wenn sie von Menschen geführt wird, die mehr als den eigenen Vorteil anpeilen.

In diesem Sinn sind wir als Führungskräfte dafür verantwortlich, Engagement zu erzeugen. Wie verantwortungsvolle Führung aussehen kann, das wollen wir in diesem LEADER zeigen.

 

Jürg Eggenberger
Co-Geschäftsleiter
Swissleaders