Von Rollen und Modellen

Der Begriff «Rollenmodell» wurde vom amerikanischen Soziologen Robert King Merton geprägt. Er basiert auf der Annahme, dass sich Individuen mit Referenzgruppen vergleichen, die eine von ihnen angestrebte soziale Position innehaben.

Eine Vorbildrolle entspricht demnach nicht unbedingt den Normen; aber sie hat die Fähigkeit, ein Kollektiv mitzureissen, Grenzen zu überschreiten und uns zu beweisen, dass es möglich ist, auch anders erfolgreich zu sein.

Wenn ich nur eine Persönlichkeit auswählen sollte, die diese Funktion für mich ausübt, dann ist es Julia de Funès, Doktorin der Philosophie und Spezialistin für die Unternehmenswelt und des Managements. Sie zwingt mich, meine Überzeugungen und Voreingenommenheit ständig zu hinterfragen, um meine Einzigartigkeit wiederzufinden, und warnt mich vor der Krise des Individualismus’.

Aber was inspiriert uns an anderen Menschen, was lässt sie für uns zur Referenz werden? Wie und warum eifern wir ihnen nach?

Einfach gesagt: Weil wir von anderen schneller lernen, als wenn wir jede Erfahrung selbst machen müssten. Wir alle haben nach diesem Grundsatz angefangen: Kleinkinder beobachten ihre Umgebung, ahmen sie nach und nutzen Vorbilder als Abkürzung, um wertvolle Erfahrungen zu sammeln und Unnützes beiseitezulassen.

Wir als Gesellschaft sollten das Gleiche tun: Es ist eine Voraussetzung dafür, dass dringend nötige Entwicklungen schneller vonstatten gehen als bisher. Deswegen steht in der Charta der Sustainable Leadership Initiative, dass sich die Unterzeichnenden als Vorbilder für nachhaltiges Verhalten engagieren.

Denn in der liberalen Welt, in der wir leben, verlieren die traditionellen und durchaus fragwürdigen Autoritätspositionen zusehends ihren Einfluss – und die freie Wahl der eigenen Modelle wird gestärkt. Umso mehr müssen Führungspersonen dort einspringen, wo es um Werte geht, die unsere Zukunft bestimmen.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und Inspiration bei der Lektüre dieses LEADERs.