Wer will eigentlich was von uns – und was können wir gemeinsam besser machen?

21.06.2023
2/2023

Nachhaltige Unternehmen kennen ihre Anspruchsgruppen. Denn die Beziehung zu diesen «Stakeholdern» und das Verständnis für deren Interessen entscheiden oftmals über den Erfolg. Deshalb verlangen Management- und Zertifizierungsansätze wie ISO oder die Global Reporting Initiative GRI eine systematische Analyse der Anspruchsgruppen. Bei ihnen handelt es sich um alle Akteure (Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationen), die von einer Entscheidung betroffen sind und von der Umsetzung oder dem Verzicht darauf wie auch immer berührt werden.   

Allerdings muss man diese Anspruchsgruppen nicht nur kennen und ihre Interessen verstehen: Es ist wesentlich, den kontinuierlichen Dialog mit ihnen zu pflegen. Dabei geht es nicht darum, Meinungen zu bestätigen oder das Gegenüber zu überzeugen. Vielmehr geht es um die andere Perspektive, also darum, sich in den Stakeholder hineinzuversetzen: «Wie sieht sie oder er meine Arbeit oder die Problemstellung? Was will er oder sie eigentlich von uns?» Dieser Dialog ermöglicht es, Konflikte vorzeitig zu erkennen und zu vermeiden. 

Was ist dabei der Bezug zur Nachhaltigkeit? Stakeholder erwarten von Ihnen ein glaubwürdiges und verantwortungsvolles Handeln nach ethischen Grundsätzen. Im respektvollen Dialog auf gleicher Augenhöhe entwickelt man Vertrauen und erkennt, wie das eigene Unternehmen gesehen und bewertet wird. 

Ferner können viele aktuelle Herausforderungen aufgrund der vielseitigen Einflüsse auf Umwelt, Gesellschaft und wirtschaftliche Entwicklungen nur im Verbund mit Anspruchsgruppen gemeistert werden. Die Devise lautet: Nicht nur Perspektiven, sondern auch Interessen teilen – zugunsten einer nachhaltigeren Welt. 

Wir haben uns für diesen LEADER auf die Suche gemacht nach Leuchttürmen für diese Prinzipien. Wir haben sie nicht nur in Unternehmen wie der gebana oder dem vielseitigen Lebenskreis («Votre Cercle de Vie») eines enthusiastischen Paares gefunden. Es gibt sie auch in der Politik, wie der Vorstoss des B Lab beweist: Eine neue Rechtsform für Unternehmen könnte dem Respekt für alle Anspruchsgruppen – und damit dem Wohl des Planeten – neuen Wind bringen. 

Aber eigentlich ist es ganz einfach: Zuhören und Hinsehen haben schon immer zu besseren Entscheidungen geführt. Mehr noch: Stakeholder sind letztlich die nächstliegende Quelle für neue Ideen und Innovationen. 

Ich wünsche Ihnen viele neue Einblicke bei der Lektüre. 

Jürg Eggenberger
Co-Geschäftsführer
Swiss Leaders