Wir müssen – radikal! – umdenken

21.03.2023
1/2023

Die Kreislaufwirtschaft geniesst heute grosse Aufmerksamkeit, sie wird aber oft missverstanden: Sie wird häufig mit einer blossen Stärkung des Recyclings gleichgesetzt. Dabei geht sie weit darüber hinaus.

Zunächst einmal gibt es noch andere «R» vor dem des Recyclings. Es geht darum, bestimmte Produkte, zum Beispiel Einwegprodukte, abzulehnen, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren, zum Beispiel bei Verpackungen, und das Design von Produkten zu überdenken, sei es, um ihre Lebensdauer zu verlängern, schwer zu entsorgende Materialien auszuschliessen oder die Wiederverwertung ihrer Bestandteile zu fördern. Die Kreislaufwirtschaft fördert ausserdem die Reparatur, die Wiederverwendung und die gemeinsame Nutzung von Produkten.

Grundsätzlich bedeutet die Kreislaufwirtschaft eine echte Transformation der Geschäftsmodelle. In der linearen und extraktiven Wirtschaft werden aus Rohstoffen in grossen Mengen homogene Produkte hergestellt, die für den Verkauf zu niedrigen Preisen und den Massenkonsum innerhalb kurzer Zeit konzipiert sind. Anschliessend werden sie weggeworfen und mit viel Marketing und Werbung durch neue Produkte ersetzt. Bei der Kreislaufwirtschaft geht es darum, in geringeren Mengen aus wiederverwerteten oder recycelten Materialien zu produzieren. Die Produkte sind stärker nachfrageorientiert, sogar personalisiert und vor allem von viel besserer Qualität. Sie müssen lange (wieder-)verwendet, geteilt, gepflegt und angepasst werden können, um langfristig den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden.

Mit diesem neuen Geschäftsmodell werden die Unternehmen zwar weniger Produkte verkaufen, diese können jedoch zu einem höheren Preis verkauft werden. Zusätzlich zu den Gewinnen aus der Produktion und dem Verkauf werden neue Einnahmen aus Aktivitäten wie Teilen, Wartung, Reparatur, Wiederverwendung, Anpassung und Aufwertung von Produkten und Materialien entstehen. Somit erfüllt die Kreislaufwirtschaft nicht nur die Umweltachse der Nachhaltigkeit, sondern bringt auch neue Chancen und Arbeitsplätze für Unternehmen mit sich.

Adèle Thorens Goumaz
Ständerätin Kanton Waadt